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Mind Control

«Whoever controls the media, controls the mind» – die Geschichte dieses Zitats reicht bis zum Beginn des Kalten Krieges zurück. Von da an wird die Paranoia, dass Medientechnologien ganze Bevölkerungen zu Marionetten böswilliger Akteur*innen machen könnten, zum Bestandteil der Lebenswelt. Mit dem Begriff ‹Mind Control› lassen sich unterschiedliche Versuche der (verdeckten) Einflussnahme auf Denken, Fühlen und Verhalten erfassen, die von Suggestion über Manipulation bis zu Indoktrination reichen. Aus einer Metaperspektive werden diese als Diskursphänomene erkennbar, denen die Annahme der Möglichkeit völliger Willens- oder Verhaltenssteuerung zugrunde liegt. Angesichts rezenter Verschwörungserzählungen zur angeblich ubiquitären Bewusstseinskontrolle durch staatlich ‹gesteuerte› Medien ist die medienwissenschaftliche Auseinandersetzung mit diesem Themenkomplex überfällig.

Konkrete Fallstudien zu einzelnen Medien, Apparaturen oder technischen Systemen sind hier ebenso relevant wie die Befragung des Verhältnisses von Medientheorie und Mind-Control-Diskursen im histori- schen Wandel. Wie manifestieren sich race, class und gender im Kontext medialer Kontrollversuche? Lassen sich Verbindungen zu traditionellen Technik- und Kultur- kritiken herstellen? Wie haben neurologische Modelle seit Charcot und Pawlow die Debatte beeinflusst? Inwiefern konterkariert die Agentialität einzelner Medien instrumentalistische Beeinflussungsversuche? Und hat die klassische Medientheorie eigene Vorstellungen von Mind Control hervorgebracht?

Schwerpunktredaktion: Bernd Bösel, James Kennaway