Direkt zum Inhalt
Website Central European University, Budapest, Department of Gender

Website Central European University, Budapest, Department of Gender

GAAAP_ The Blog

Gender Studies in Ungarn

Resolution der Gesellschaft für Medienwissenschaft

15.10.2018

Am 11.10.18 hat die ungarische Regierung Gender Studies aus der Liste der Masterstudiengänge gestrichen. Die Gesellschaft für Medienwissenschaft hat eine Resolution gegen die Abschaffung der Gender Studies verfasst.

Die ungarische Regierung hat damit den einzigen beiden Universitäten in Ungarn, an denen Gender Studies angeboten wird, der ELTE und der CEU, beide Budapest, untersagt, das Fach weiterhin zu unterrichten. Auf Initiative der AG Gender/Queer Studies hat die Gesellschaft für Medienwissenschaft auf ihrer Jahrestagung in Siegen – noch vor dem faktischen Verbot –, am 29.9.18 eine Resolution zum Erhalt von Gender Studies in Ungarn verabschiedet. Unserer Bloggerin Konstanze Hanitzsch hat Infos zur Situation der Gender Studies in Ungarn gesammelt. Die Zeit informiert über die Regierungserklärung.

Wir positionieren uns entschiedden gegen diese Einschränkung der Wissenschaftsfreiheit.
Aktuell: Sabine Hark zur Situation der Gender Studies nicht nur in Ungarn.

Resolution der GfM

Wir wurden über die geplante Gesetzgebung der ungarischen Regierung zur Abschaffung der Lehre von Gender Studies in Ungarn informiert.

Als Gesellschaft für Medienwissenschaft drücken wir mit Nachdruck unsere tiefste Sorge gegenüber diesem Vorschlag aus. Gender Studies sind eine wissenschaftlich gut etablierte Disziplin und daher integraler Bestandteil der Forschung und Lehre der renommiertesten Institutionen höherer Bildung weltweit. Perspektiven von Gender Studies zu Fragen der Gleichheit, Vielfalt, Identität und Differenz haben in den letzten Jahrzehnten zum Fortschritt der Wissenschaft und der Verbesserung der Gesellschaft insgesamt beigetragen. Die Gender Studies sind eine Disziplin, die eine Vielzahl von theoretischen Perspektiven und Methoden forciert. Sie geben Forschenden, Studierenden und Absolvent_innen Kenntnisse und Fähigkeiten an die Hand, um sich sowohl globaler als auch spezifisch lokaler Herausforderungen sozialer und ökonomischer Ungleichheit zu stellen. Diese Disziplin ist daher intellektuell und politisch von entscheidender Bedeutung sowohl auf europäischer Ebene als auch innerhalb von Ungarn.

Die geplanten Maßnahmen, die letztlich ein Verbot des akademischen Unterrichts einer bestimmten Disziplin per Gesetz zur Folge hätten, stellen einen beispiellosen anti-wissenschaftlichen Angriff auf die Freiheit der Forschung und Lehre dar. Der Vorschlag bildet einen gefährlichen Präzedenzfall für staatliche Eingriffe in die Zusammensetzung aller universitären Lehrpläne und kann nicht im Interesse einer demokratisch gewählten Regierung sein.

Aufgrund des historisch und disziplinär eng verschränkten Verhältnisses von Gender Studies und Medienwissenschaften drücken wir unsere Solidarität mit allen Lehrenden, Studierenden und Forschenden der Gender Studies in Ungarn aus und betrachten weitere Unternehmungen, die Autonomie der Hochschulbildung in Ungarn zu unterminieren, auch zukünftig kritisch.

 

We have been informed about the planned legislation of the Hungarian government to abolish the teaching of Gender Studies in Hungary.

The Society for Media Studies, representing media scholars in Germany, Austria and Switzerland among others expresses its deepest concern regarding this initiative. Gender Studies are a well-established scientific discipline and an integral part of research and teaching plans of the most prestigious institutions of higher education throughout the world. Perspectives of Gender Studies on equality, diversity, identity and difference contributed to the advancement of science and the improvement of society as in general in recent decades. Gender Studies are a discipline embracing a plurality of theoretical perspectives and methods. They provide researchers, students and graduates with the knowledge and skills to address both global and local challenges of social and economic inequality. This discipline is therefore of decisive intellectual and political importance, both at European level and within Hungary.

The proposed measures, which want to ultimately ban the academic education of one particular discipline by law, are representing an unparalleled anti-scientific attack on the freedom of research and teaching. The proposal constitutes a dangerous precedent for state intervention in the composition of all university curricula and cannot be in the interest of a democratically elected government.

Due to the closely entangled relationship of Gender Studies and Media Studies based on a shared disciplinary history, we express our solidarity with all lecturers, students and researchers of Gender Studies in Hungary and we will observe future undertakings to undermine the autonomy of higher education in Hungary also critically.

Bevorzugte Zitationsweise

Redaktion GAAAP_ The Blog: Gender Studies in Ungarn. Resolution der Gesellschaft für Medienwissenschaft. In: Zeitschrift für Medienwissenschaft, ZfM Online, GAAAP_ The Blog, , https://zfmedienwissenschaft.de/online/gender-studies-ungarn.

Die Open-Access-Veröffentlichung erfolgt unter der Creative Commons-Lizenz CC BY-SA 4.0 DE.